23. Juli 2005
Phayul, www.phayul.com

Seite drucken

Tibeter im Ausland werden durch die VR China genau beobachtet


© RFA
Den Enthüllungen eines ehemaligen chinesischen Diplomaten zufolge zählt die Regierung der VR China tibetische "Separatisten" zu den sogenannten "fünf giftigen Gruppen". Der im Mai d.J. geflüchtete erste Sekretär des chinesischen Generalkonsulats in Sydney, Chen Yonglin, bezeugte am Donnerstag vor amerikanischen Abgeordneten, wie Peking seine ausländischen Gesandtschaften benutzt, um von dort aus einen "Krieg" gegen bestimmte Zielgruppen, vor allem die Meditationsbewegung Falun Gong, zu führen.

Falun-Gong-Anhänger, die taiwanesische Unabhängigkeitsbewegung, uighurische Separatisten und Demokratie-Aktivisten sind die anderen vier verfolgten Gruppen. Chen legte ein Dokument aus dem Jahr 1999 vor, in dem die von den "Giftigen Fünf" während des Australienbesuchs des damaligen Präsidenten Jiang Zemin verursachten Proteste und Unruhen beklagt werden.

Von CNS-News wurde Chen so zitiert: "Die Konsulatsmitarbeiter hatten die Aufgabe, anhand der zur Verfügung stehenden Daten gegen Falun Gong gerichtetes Propagandamaterial zu erstellen und dieses an diverse Regierungsabteilungen, Ministerien, NGOs, Bibliotheken und Schulen zu verteilen".

Unterdessen verlautet aus anderen Quellen, daß eine beachtliche Anzahl von Spionen der VR China in Nepal und Indien am Werk sind. Der tibetische College-Absolvent Dhondup (Name auf sein Verlangen geändert), der im vergangenen Jahr in Tibet war, berichtete Phayul, in der kleinen, an der Grenze Tibets zu Nepal gelegenen Ortschaft Dram operierten mehrere Informanten der VR China. Indem er Phayul seine Erlebnisse in dem Büro, in dem er seine Ankunft in Lhasa registrieren lassen mußte, beschrieb, meinte Dhondup, er sei überrascht gewesen, wie viel sie über die tibetische Exilgemeinde wissen.

Chen erklärte den amerikanischen Abgeordneten, daß die VR China ein Netz von mehr als 1.000 "Geheimagenten und Informanten" in Australien und eine noch wesentlich größere Anzahl in den USA unterhalte.

In jeder ausländischen chinesischen Mission sei mindestens ein Kader für Falun Gong zuständig, fügte er hinzu, wobei der jeweilige Chef und Vizechef der diplomatischen Vertretung rechenschaftspflichtig seien. In seinem Konsulat gab es regelmäßige Besprechungen, in denen die Aufgabenverteilung und Strategien gegen Falun Gong diskutiert wurden, das von der chinesischen Regierung als " Kult" (Sekte) eingestuft wird.

In einem vom Vorsitzenden des Subkomitees, Chris Smith (Republikaner, New Jersey) zitierten Menschenrechtsbericht wird von Hunderten wenn nicht gar Tausenden zu Tode Gefolterten und Zehntausenden ohne Verfahren in Gefängnissen, Arbeitslagern oder Irrenanstalten eingesperrten Personen berichtet.

Die erste stellvertretende Staatssekretärin für Demokratie, Menschenrechte und Arbeit, Gretchen Birkle, die bei der Anhörung vom Donnerstag mit dabei war, berichtete, wegen Störung der öffentlichen Ordnung verurteilte "Kultanhänger" hätten mit drei bis sieben Jahren Haft zu rechnen, während Führungspersonen und Anwerber zu mehr als sieben Jahren verurteilt werden könnten.